Therapie

Grundsätzliches

Autismus wird in der ICD 10 aufgeführt. Die ICD 10 ist die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Trotzdem ist eine Autismus-Spektrum-Störung keine Krankheit, sondern eine lebenslange Behinderung. Das heißt, Autismus als solcher ist nicht heilbar.
Im medizinischen Sinne behandelbar sind einzelne Symptome des Autismus oder Störungen, die im Zusammenhang mit dem Autismus auftreten, wie beispielsweise Ängste, Depressionen, Tics oder Zwänge. Eine Therapie dient der Verbesserung der Wahrnehmung und der sozialen Interaktion, der Entwicklung verschiedener Strategien zur Kommunikation und dem Abbau von Ängsten und Irritationen. Neben der Autismus-Therapie kann Ergotherapie und zumindest zeitweise Logopädie sinnvoll sein.
Im Rahmen der Autismus-Therapie kommen verschiedene Therapieansätze zur Anwendung. Beispielhaft genannt werden hier Aspekte der Verhaltenstherapie oder der TEACCH-Ansatz, der bei einer häufig positiv erlebten Strukturierung und Visualisierung sinnvoll sein kann. Zur Vermeidung des Eindruckes, die Autisten hätten zahlreiche Defizite, die mit verschiedenen Therapien gebessert oder behoben werden sollen, ist die sorgfältige Abwägung empfehlenswert, welche Therapie zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden sollte.

Im Vorschulalter

Autismus-Therapie wird im Vorschulalter als Leistung zur sozialen Teilhabe gewährt. Im Vordergrund steht die Förderung der kommunikativen und sozialen Fertigkeiten mit dem Ziel, die soziale Inklusion der autistischen Kinder zu verbessern. In der Vorbereitung auf den Schulbesuch kann Autismus-Therapie im Vorschulalter auch als Leistung zur Teilhabe an Bildung gewährt werden. Ausschlaggebend ist immer, welche Schwierigkeiten im Rahmen der Therapie behandelt und welche Ziele mit der Therapie erreicht werden sollen.

Im Schulalter

Auch im Schulalter sollen im Rahmen der Autismus-Therapie die Fertigkeiten im Bereich der Kommunikation und der sozialen Interaktion verbessert werden. Gleichzeitig ist eine möglichst gute Inklusion der autistischen Kinder in den Schulalltag ein Ziel. Daher wird Autismus-Therapie im Schulalter als Leistung zur Teilhabe an Bildung gewährt. Indem Therapie-Inhalte beim Schulbesuch übertragen werden, kann eine Verbesserung des Sprachverständnisses und der sozialen Interaktion mit Mitschülern und Lehrern erreicht werden. Mit Hilfe der Autismus-Therapie werden günstige Bedingungen geschaffen, um den Schulbesuch zu erleichtern.
Im Rahmen der Autismus-Therapie kann beispielsweise darüber gesprochen werden, wie der autistische Schüler einzelne Situationen im Schulalltag erlebt. Es können die verschiedenen Wahrnehmungsmöglichkeiten derselben Situation für verschiedene Personen erläutert werden. Schließlich können unterschiedliche Reaktionen der einzelnen Beteiligten überlegt werden und so die Integration des autistischen Schülers in die Schulgemeinschaft verbessert werden. Oder es könnten Techniken erarbeitet werden, wie das Erledigen von Aufgaben in der Schule gelingen kann, wo das Arbeitsumfeld selten optimal an die Bedürfnisse des autistischen Schülers angepasst werden kann. Dies kann zu einer Verbesserung des Arbeitsverhaltens des Schülers führen und auf diese Weise zu einer Erleichterung des Schulbesuchs beitragen.

„Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich meine Stärken ausspielen muss und auf diese auch ruhig stolz sein kann. Gleichzeitig musste ich aber auch meine Schwächen akzeptieren und lernen, mit ihnen umzugehen.“

Daniela Schreiter

Nach dem (ersten) Schulabschluss

Autismus-Therapie kann im Anschluss an die Schulzeit als Hilfe zur weiterführenden schulischen oder hochschulischen Ausbildung oder zur Weiterbildung in einem Beruf gewährt werden. Neben der Integration der Autisten an der Schule oder Hochschule beziehungsweise der Weiterbildungseinrichtung geht es hier auch um die Verbesserung der Fertigkeiten in den Bereichen Kommunikation und soziale Interaktion.

Im Erwachsenenalter

Viele Menschen im Autismus-Spektrum haben neben der autistischen Symptomatik weitere Beeinträchtigungen, die nicht selten gravierend sind, wie beispielsweise Depressionen, Ängste, Zwänge, Verhaltensauffälligkeiten oder Tics. Die Kombination der Probleme, mit denen Autisten zurecht kommen müssen, haben häufig deutlich spürbare Auswirkungen auf ihre soziale Integration. Autismus-Therapie trainiert nicht isolierte Funktionen, sondern stellt eine komplexe Maßnahme zur Eingliederung und Teilhabe von Menschen im Autismus-Spektrum dar. Im Erwachsenenalter kann Autismus-Therapie auch als Hilfe zur Teilhabe am Arbeitsleben gewährt werden. Sofern zum Beispiel vom autistischen Arbeitnehmer Konflikte am Arbeitsplatz wahrgenommen werden, kann über diese Konflikte, die verschiedenen Wahrnehmungen der gleichen Situation und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Reaktionen sowohl der Arbeitskollegen als auch der Autisten gesprochen werden mit dem Ziel, den Arbeitsplatz zu erhalten.

Fazit

Autismus-Therapie kann in jedem Alter hilfreich sein, um die soziale Teilhabe und die Eingliederung der Menschen mit Autismus zu erleichtern oder zu verbessern. Die meisten Autisten profitieren hier von einer länger andauernden Therapie.

„Für mich haben sich durch die lange therapeutische Unterstützung meine Selbstständigkeit und vor allem meine Lebensfreude ganz entscheidend verbessert. Ich kann schwierige Situationen mit meiner Therapeutin durchsprechen, um dann Möglichkeiten zu erarbeiten, wie solche Momente besser laufen könnten.“

Christine Preißmann
Nordbaden-Pfalz e.V.